Die Sitze der Mercedes 123er Baureihe fühlen sich nach einigen Jahren an wie Omas Federkerncouch – man hat das Gefühl, ein Stockwerk zu tief zu sitzen. Vom Grundaufbau her sind diese Sitze dem Wohngestühl nicht unähnlich. Auf einem Grundrahmen ist ein Federgestell befestigt. Dieses trägt eine Kokosauflage. Darüber wird der eigentliche Sitzbezug gestülpt.
Das weiche Sitzgefühl kann mehrere Gründe haben. In erster Instanz ist der Federkern weich gesessen. Meist befindet sich dann auch noch die Kokosauflage im Begriff des Zerfalls – bemerkbar macht sich dies an grünlichem Staub unterhalb des Sitzes. Dieser Staub war einmal der Kleber, der die Fasern zusammen gehalten hat. Der Sitzbezug ist zudem mit sog. Pfeifen versehen. Dabei handelt es sich um die Polsterippen in Längsrichtung. Oft sind die Nähte, welche die Pfeifen zusammen halten aus dem Nesselstoff auf der Rückseite des Bezugs ausgerissen. Hierdurch haben die Pfeifen und die darin liegenden Filzstreifen keine seitliche Führung mehr.
Will man die Festigkeit des Sitzaufbaus verbessern, so kann in mehreren Schritten vorgegangen werden. Erst einmal macht es Sinn, die Kokosmatte zu erneuern. Um eine flächigere Kraftübertragung auf den Federkern zu erreichen, legt man am besten einen festen Filz oder eine andere dünne Einlage (wir verwenden ein Vliesvelour mit Gummigranulatrücken) unter die Kokosmatte. Sollten die Nähte der Pfeifen ausgerissen sein, müssen diese von einem Sattler nachgenäht werden. Sind diese noch intakt, sollte der Nesselstoff mit einer weiteren Lage verklebt werden. Wer hohen Wert auf Originalität legt, kann von Mercedes die landläufig als Taxiklötze bezeichneten Schaumstoffklötze erwerben. Diese werden so eingelegt, dass Sie die Federn vorspannen. Eine deutlich günstigere Variante ist die Herstellung von eigenen Einlagen, aus hartem Schaumstoff oder Verbundschaumstoff. Um den Sitz nicht ungenießbar hart werden zu lassen, kann man in einzelnen Schritten den Sitz verstärken. Einlagen in den vorderen Spiralfedern erhöhen die Festigkeit vorne, verringern aber vor allem das seitliche Wegkippen. Ein Unterlegen der rechteckigen Federn erhöht die Festigkeit des Sitzes in den jeweiligen Bereichen.