An vielen Fahrzeug-Karosserien sind ab Werk Schweissbolzen angebracht. Diese dienen zur Montage von Abdeckungen, Haltern oder Klammern. Diese Schweissbolzen werden ab Werk mit einem Widerstands-Schweissgerät mit dem Blech verschweisst. Heisst: der Bolzen wird auf das Blech aufgesetzt und mit Strom beaufschlagt. Durch den hohen Übergangswiderstand zwischen Bolzen und Blech entsteht ein Lichtbogen der den Kontaktbereich aufschmilzt. Hierdurch werden Bolzen und Blech stoffschlüssig gefügt.
Nach vielen Jahren der Oxidation und Belastung mit Biege-, Scher- und Zugkräften reissen Schweissbolzen auch einmal ab. Dies passiert meist, wenn man die Verbindung im Zuge eine Teiledemontage lösen möchte. Eine Schweissbolzen Reparatur ist mit den üblichen Werkstattmitteln nicht zu bewerkstelligen. Für eine Herstellung des Originalzustands ist zweierlei nötig: 1. ein Widerstands-Punktschweissgerät – meist eine Kombigerät aus Punktschweisszange und Schweissbolzen-Pistole 2. Zugang zu der abgewandten Blechseite zum Entfernen von entflammbaren Materialien (Dämmung oder Teppich). Meist scheitert es ja schon an ersterem …
Wir haben an unserem Mercedes S124 im Zuge der Benzinleitungs Erneuerung einen stark angerosteten Bolzen abgerissen. Da für die Raparatur kein Bolzen-Schweissgerät zur Verfügung stand, haben wir nach weiteren Möglichkeiten der Schweissbolzen Reparatur gesucht. In der Vergangenheit haben wir schon vielfach Einziehmuttern verarbeitet und haben die notwendigen Nietzangen in der Werkstatt. Das Pendant zur Einziehmutter ist die sog. Blindnietschraube. Diese wird auch als Einnietschraube bzw. Nietbolzen bezeichnet. Diese werden in unterschiedlichen Durchmessern, Längen und soweit bekannt nur mit metrischem Normgewinde angeboten. Die Wahl der passenden Blindnietschraube hängt von der Länge und dem Durchmesser des originalen Schweissbolzens ab. Man sollte natürlich vor dem Einbau prüfen, ob sich das zu befestigende Element (Mutter, Klammer, Halter etc.) so modifizieren lässt, dass dieses auf das metrische Gewinde passt. Schweissbolzen haben meist ein Grobgewinde wie eine Blechschraube.
In unserem Fall wurde ein M6 x 15 Schweissbolzen verwendet. Um diesen anzubringen, wurde an der Stelle des abgerissenen Bolzens ein kleines 6 mm Loch vorgebohrt. Dann wurde mit einem 9 mm Bohrer das finale Maß nachgebohrt. Der Lochdurchmesser wird vom Hersteller der Blindnietschraube vorgegeben und ist exakt einzuhalten. Wichtig beim Setzen des Lochs ist die Verwendung eines Anschlags. Hierdurch kann auf den Ausbau des innen liegende Teppichs verzichtet werden. Man sollte natürlich zumindest ertasten, ob auf der Innenseite nicht ggf. Kabel verlaufen. Mit einem Holzblock lässt sich der Teppich bzw. die Dämmung auf Abstand halten.
Das Loch wurde nach dem Entgraten und Entfetten mit Grundierung und einem Decklack konserviert. Das Setzen der Blindnietschraube erfolgt genau so wie das Setzen einer Nietmutter. Dies kann mit den meisten Nietzangen – in unserem Fall eine Honsel Multi 1 – bewerkstelligt werden. Vor dem Setzen wurde die Hülse noch mit Karosserie Dichtmasse bestrichen. Hierdurch verbessert sich nochmals der Korrosionsschutz und natürlich wird auch die Dichtigkeit der Stelle gegen Spritzwasser gewährt.
Die typische Mercedes W124 Kunststoffmutter zur Befestigung der Unterboden-Leitungshalter wurde mit einem Gewindeschneider mit einem M6 Gewinde versehen. Dies erfolgte durch Einspannen des Gewindeschneiders und mehrmaliges Aufschrauben der Mutter. Bei der abschließenden Montage zeigte sich eine vollkommen unproblematische Befestigung des Leitungshalter.