Das BMW E30 Cabriolet wird seit einigen Jahren als Youngtimer mit hohem Wertsteigerungspotential gehandelt. Das zeitlose Design, die sehr hohe Verarbeitungsqualität und die daraus resultierende Alltagstauglicheit bedingen, dass das E30 Cabriolet wieder verstärkt am Markt nachgefragt wird. Diese Kaufberatung hilft Ihnen die bekannten Problemstellen zu identifizieren.
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Grundsätzlich muss sich der Interessent eines solchen Fahrzeugs entscheiden, ob das Vorfacelift (VFL, 1985 bis 1990) oder das Nachfacelift (NFL, 1990 bis 1993) bevorzugt wird. Die größten äußerlichen Unterschiede liegen in den Stoßstangen und dem Heckblech. Das VFL Modell wurde mit schmalen Chromstoßstangen und einem kurzen Heckblech ausgeliefert. Wurde das Shadowlinepaket geordert, wurde das Fahrzeug mit lackierten Stoßstangen und Seitenspiegeln und mattschwarzen anstatt verchromten Zierleisten ausgeliefert.
Das Facelift wurde mit breiteren Kunststoffstoßstangen ausgeliefert.
Preislich macht es keinen Unterschied. Brauchbare Fahrzeuge haben einen Preis ab 3000 Euro. Für sehr gute Fahrzeuge mit der Topmotorisierung 325i werden mittlerweile auch über 10.000 Euro aufgerufen.
Wer sich für ein E30 Cabriolet interessiert, sollte sich vor allem nach einem weitestgehend originalen Fahrzeug umsehen. Die Tuningwut junger Fahrer hat dem E30 leider schwer zugesetzt. Neben wüsten Umbauten an Fahrwerk und Rädern, findet man auf einschlägigen Internetseiten immer wieder absonderliche Modifikationen des Interieurs. Eine Rückrüstung solcher Fahrzeuge ist mit hohem Aufwand und Kosten verbunden. Gleiches gilt für vernachlässigte Fahrzeuge. Das Erneuern von Technikkomponenten, Lack, Interieur und Verdeck übersteigt sehr schnell den Wert, den man für ein deutlich besseres und gepflegtes Fahrzeug in die Hand nehmen müsste. Von hohen Laufleistungen hingegen muss man sich nicht abschrecken lassen. Gerade die M20 Sechszylindermotoren sind sehr robust. Laufleistungen von 250.000 km und mehr sind fast problemlos zu erreichen.
Karosserie: Sehr viele E30 Cabriolets wurden als reine Sommerfahrzeuge eingesetzt. Aus diesem Grund gibt es bis auf wenige Stellen keine Probleme mit Rost. Beim VFL sind die Kotflügel im Bereich der A-Säule zu kontrollieren. Innen sammelt sich Schmutz und der Rost arbeitet sich von Innen nach Außen durchs Blech. Erkennbar wird dies durch Bläschen im Lack. Oft sind die Schweller an den Wagenheberaufnahmen und an den Stößen zwischen Schwellerblech und Seitenteil leicht angenagt. Zweiteres erkennt man am besten in dem man die Kunststoffblende ausclipst. Die hinteren Radläufe sind oft an der Vorderkante betroffen. Sollte der Verkäufer versichern, dieser Bereich sei bereits renoviert worden, sollte man auf eine Bilddokumentation bestehen. Der Rost arbeitet von Innen nach Außen, weshalb hier nicht oberflächlich gespachtelt sondern das Blech ersetzt werden muss. Ein weiterer kritischer Punkt sind die beiden Blechtaschen links und rechts neben dem Reserverad. Besonders bei Wassereinbruch in den Kofferraum können diese druchfaulen. An nahezu allen E30 Cabriolet ist das Heckblech im Bereich der Abschleppöse betroffen. Hier liegen mehrere Blechlagen übereinander. Fast immer muss in diesem Bereich das Heckblech partiell ersetzt werden.
Anbauteile: vor allem die Chromstoßstangen der VFL Modelle rosten von innen. Diese sind verhältnismäßig teuer und gebraucht fast nicht zu bekommen. Klappen und Türen sind unauffällig.
Verdeck: natürlich sollte das Verdeck in einem mindestens brauchbaren Zustand sein. In den meisten Fällen sind die innen liegenden Spanngurte erschlafft. Hierdurch muss man das Verdeck bei Öffnen manuell einfalten. In einschlägigen Foren wird immer wieder vom elektrischen Verdeck abgeraten. Es handelt sich definitiv um keine besonders ausgereifte Konstruktion. Diese krankt im Alter und bei fortschreitendem Verschleiß unter Ausfällen. Dies kann sogar mit der Zerstörung des Antriebsmotors einher gehen. Allerdings müssen Fahrzeuge mit elektrischem Verdeck nicht generell gemieden werden. Hier ist es nur wichtig, auf eine Funktionstüchtigkeit des Antriebs zu achten und die Mechanik zu pflegen. Defekte am Motor sind meist ein Resultat von schwergängiger Mechanik, ausgeleierten Spanngurten und falscher Justage des Verdecks. Ist die Heckscheibe blind, zeugt dies von einem hohen Alter des Verdecks. An solchen Fahrzeugen sollte ein baldiger Austausch des gesamten Verdecks im Budget mit eingerechnet werden.
Interieur: Die Innenausstattung ist generell robust. Sitzanlage, Verkleidungen und Bedienelemente sind extrem hochwertig und können sich bei entsprechender Pflege noch heute in neuwertigem Zustand befinden. Eine Ausnahme machen dabei vor allem farbige Lederausstattungen (perlbeige, natur, grau, kardinalrot). Diese neigen zu einer frühzeitigen Alterung. Falten und Risse sind auch bei sonst gepflegten Fahrzeugen die Regel. Aber auch das scharzes Leder neigt unter starkem Sonneneinfluss zum Schrumpfen. Dies zeigt sich zuallererst auf der Lehnen Oberkante der Rüchbank. Hier reissen die Nähte auf. Mindestens das Leder der drei Mittelbahnen muss bei der Reparatur ersetzt werden. Ein Nachnähen ist entgegen der Aussage einiger Fahrzeugverkäufer nicht möglich.
Bis auf Teile der Lederausstattung sind die meisten Interieurteile noch auf dem Gebrauchtmarkt zu überschaubaren Kosten verfügbar.
Elektrik: Man kann nichts anderes sagen, als dass die Elektrik des E30 problemlos ist. Bis auf ausgefallene Fensterheber, Spiegelverstellungen oder Zentralverriegelungen sind keine Ausfälle bekannt.
Motor: Es sind drei Motorvarianten im Cabriolet verfügbar: 318 (M40 Vierzylinder), 320 und 325 (M20 Sechszylinder). Leistungs- und preismäßig ist der 318 die Einstiegsklasse. Der 320 ist ein sehr guter Cruiser und macht bei höheren Drehzahlen auch Spaß. Laufruhe und Motorklang sind ausreichender Grund, um für den nur wenig stärkeren Motor einen Aufpreis zu zahlen. Der 325 ist in allen Lebenslagen die beste Motorisierung. Alle Motoren besitzen einen Zahnriemen, der in regelmäßigen Intervallen zu tauschen ist (alle 4 Jahre oder 45.000 km – M40, 60.000 km – M20). Bei der Durchführung dieser Arbeiten sollte immer die Wasserpumpe und der Simmerring der Nockenwelle getauscht werden. Zwar bedingt dies geringe Mehrkosten. Zwei typische Schadstellen, kann man aber in diesem Zuge einfach mit beseitigen. Beim M40 sind Probleme mit eingelaufenen Nockenwellen und Kipphebeln bekannt. Ähnliches ist vom M20 Motor zu vernehmen. Der M20 Motor besitzt im Gegensatz zum M40 keine Hydrostößel. Das Ventilspiel ist regelmäßig zu kontrollieren und einzustellen.
Umwelt: Das 325i Cabriolet wurde anfangs noch ohne serienmäßigen Katalysator angeboten. Viele Besitzer haben sich aber damals schon für eine Kat Nachrüstung entschieden. Diese Systeme sind an einem entsprechenden Steuergerät im Motorraum zu erkennen. Mit nachgerüstetem oder serienmäßigem Kat erfüllen die Fahrzeuge die Euro1 Norm und erhalten damit die grüne Umweltplakette. Fahrzeuge mit serienmäßigem Kat lassen sich darüber hinaus noch mit einem Kaltlaufregler ausrüsten, wodurch die Euro 2 Norm erreicht und damit der Steuersatz nahezu halbiert wird.
Antrieb: Der Antrieb des E30 ist unauffällig. Häufiger singt allerdings das Differential. Hier sollte in erster Instanz ein Ölwechsel vorgenommen werden. Wenn die Probleme anhalten, kann man zu meist überschaubaren Kosten (wenige 100 Euro) ein intaktes Gebrauchtteil einbauen. Bei Teilen aus dem 325 evtl. sogar mit Sperre muss mit höheren Kosten gerechnet werden. Wie bei allen Fahrzeugen sind manchmal Hardyscheiben oder Kardanwellenmittellager zu tauschen.
Fahrwerk: Das Fahrwerk des E30 ist sehr ausgereift. Mit zunehmendem Alter krankten diese Fahrzeuge meistens an ausgeschlagenen Traggelenken der Vorderachse. An der Hinterachse sind oftmals die sog. Tonnenlager des Hinterachsträgers betroffen. Diese Reparatur ist recht aufwändig. Die hinteren Stütz-/ Domlager sind fast turnusmäßig zu tauschen. Der Einbau ist aber recht einfach, die Teile sehr günstig.
Fazit: Wer heute nach einem E30 Cabriolet sucht, findet ein sehr umfangreiches Angebot an Fahrzeugen. Interessenten sollten aus diesem Grund von verbastelten und ungepflegten Exemplaren Abstand nehmen. Es lohnt sich, ein bisschen mehr auszugeben und dafür ein karosserie- und interieurseitig intaktes Fahrzeug zu erstehen. Kleinere mechanische Reparaturen sollten nicht abschrecken, da namhafte Zubehörteile, im Gegensatz zu BMW Originalteilen, sehr günstig sind. Reparaturen können in Eigenregie oder von fast jeder fähigen Werkstatt durchgeführt werden.